Direkt zum Hauptinhalt

Analoge Angebote

Häufig werden analoge Angebote zur Eröffnung eines Zugangs zu digitalen Themen bzw. zur Vermittlung digitaler Inhalte genutzt. Analog bedeutet, dass die Lern- bzw. Bildungsformate mit tatsächlichen vor Ort Treffen verbunden sind und ohne die Nutzung digitaler Hilfsmittel vermittelt werden.

Es gibt viele verschiedene Merkmale, anhand derer sich die einzelnen analogen Lern- und Bildungsformate unterscheiden lassen. Eine grundsätzliche Unterscheidung ermöglicht die Frage „Wo findet das Angebot statt?“. Handelt es sich also um ein aufsuchendes Angebot oder um ein Angebot mit „Komm-Struktur“.

Aufsuchende Angebote

Aufsuchende Angebote können insbesondere bei der Arbeit mit der Zielgruppe älterer Menschen von großer Bedeutung sein. Besonders für Menschen, die von einer (erheblichen) Mobilitätseinschränkung betroffen sind, kann ein Bildungsangebot in der eigenen Häuslichkeit interessant und niedrigschwellig sein.

Aufsuchende Angebote werden von sogenannten Techniklots*innen bzw. -pat*innen übernommen. Die Angebotsform richtet sich in der Regel an eine eher begrenzte Zahl an älteren Menschen (Angebots-Empfangende). Grund dafür ist, dass die aufsuchenden Angebote in den eigenen vier Wänden der älteren Person stattfinden und sich dementsprechend eine 1 zu 1-Situation ergibt. Hinzukommt häufig ein größerer Zeitaufwand für die An- und Abreise, sodass ein solches Angebotsformat zeitintensiv ist.

Dieses Angebotsformat bietet eine Reihe von Vorteilen, die gerade für ältere Menschen, denen ein Gruppen-Angebot nicht zusagt, wichtig sein können. Für Akteure der Seniorenarbeit bieten aufsuchende Angebote also eine Chance, gerade die älteren Menschen zu erreichen, die weniger mobil sind. Die aufsuchenden 1 zu 1 Formate ermöglichen, sich intensiv mit den Themen und den Bedürfnissen der älteren Person auseinanderzusetzen. Gleichsam bietet dieses Format die Möglichkeit, private Geräte und Techniken der/des Älteren zu nutzen, die sich bei der älteren Person Zuhause befinden. Gleiches gilt für Smartphones, Tablets, Laptops und Computer, sodass – wie in vielen anderen Formaten – zu einem späteren Zeitpunkt keine Umstellung mehr von Leihgeräten auf die privaten Techniken stattfinden muss. Natürlich bietet dieses Format auch die Möglichkeit, Leihgeräte zu nutzen.

Neben den Vorteilen von aufsuchenden Angeboten gehen damit auch besondere Herausforderungen ein, die den Zugang betreffen. Mit Zugang ist hier der Eintritt in den privaten Raum der älteren Person gemeint. In der Regel lassen (ältere) Menschen „fremde Personen“ nicht einfach in die eigene Häuslichkeit bzw. in die eigene Wohnung. Hier können Personen, die bereits Zugang zu der älteren Person haben, sogenannte Türöffner, von Vorteil sein (z.B. Besuchs- und Begleitdienste). Sofern ein Zugang für die begleitende bzw. Angebot-unterbreitende Person geschaffen wurde, können die eigenen vier Wände eine gute Lernatmosphäre schaffen und der älteren Person Sicherheit geben. Das 1 zu 1 Format und die sichere Umgebung ermöglichen eine ganz individuelle Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen der älteren Personen bezüglich des Lerninhaltes, des Lerntempo und der Themenwahl.

Eine weitere Herausforderung kann es sein, dass die Lots*innen, die älteren Menschen in der Häuslichkeit besuchen und digitale Inhalte vermitteln, ausgeprägte digitale Kompetenzen besitzen müssen. Es ist notwendig, sich zumindest bzgl. der Grundlagen unterschiedlicher digitaler Werkzeuge (Betriebssysteme, etc.) auszukennen, um individuell auf die Situation vor Ort reagieren und damit arbeiten zu können. Vor Ort können sehr unterschiedliche Techniken, die u.a. Soft- und Hardware betreffen, vorliegen. Es gibt beispielsweise Senior*innen, die ältere Computer besitzen, die nicht mehr zeitgemäß sind. Gleichsam gibt es auch bei den Smartphones große Unterschiede, beispielsweise ob ein iPhone oder ein Android-Smartphone genutzt wird.

Angebote „Komm-Struktur“

Es gibt eine Vielzahl von Bildungs- und Lernformaten, die auf einer Komm-Struktur beruhen. Das bedeutet, dass die Veranstaltung nicht bei den älteren Menschen Zuhause stattfindet, sondern an einem externen und zentralen Ort, wie beispielsweise in einem Clubraum oder einer Begegnungsstätte.

Mit einer Komm-Struktur können für mobilitätseingeschränkte ältere Menschen neue Herausforderungen einhergehen, die mitgedacht werden sollten. Ein Beispiel ist, dass der Veranstaltungsort so gewählt werden sollte, dass dieser gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist und den Anforderungen der Barrierefreiheit entspricht. Dies ist nur eines von vielen Beispielen, was bei der Wahl der Räumlichkeiten zu beachten ist.

Die Ausstattung des Raums ist nicht zu vergessen. Hier sollte – wie bei allen anderen Angeboten zu unterschiedlichen Themen – der Zielgruppe entsprechende Stühle und Tische gegeben sein. Es ist vielleicht nicht die beste Idee, ein Angebot in einem Gruppenraum des örtlichen Kindergartens anzubieten, in dem die Ausstattung der Größe der Kinder entspricht.

Neben solchen Herausforderungen bieten Angebote mit einer Komm-Struktur auch viele Chancen und Vorteile. Wie bereits erwähnt, ist die Vermittlung von Inhalt nur ein Grund von vielen, warum ältere Menschen an solchen Angeboten teilnehmen. Soziale Kontakte, die Teilhabe und der Austausch mit anderen Menschen spielen darüber hinaus eine wesentliche Rolle. Für viele ältere Menschen kann ein solches Angebot eine Motivation und ein Grund sein, die eigene Häuslichkeit überhaupt zu verlassen, „einfach mal vor die Tür zu kommen“ und ein wenig Abwechslung zu erleben.

Beispiele für Bildungsformate mit Komm-Struktur werden im Folgenden näher betrachtet.

Vortrag / Referat / Präsentation / Vorführung

Bei einem Vortrag, einem Referat, einer Präsentation oder einer Vorführung handelt es sich in der Regel um eine reine Informationsveranstaltung zu bestimmten Themenschwerpunkten. Dies bedeutet, dass den Teilnehmenden Informationen vermittelt werden. Hierbei ist eine praktische Erprobung oder eine interaktive Teilnahme meist nicht das Hauptziel bzw. Teil der Wissensvermittlung. Gleichsam kann dieses Veranstaltungsformat aber auch um praktische Erfahrungen ergänzt werden, um beispielsweise digitale Werkzeuge vorzuführen und so Lust auf mehr zu machen.

Im Anschluss an solche Informationsveranstaltungen folgt häufig eine Fragerunde. Dieses Format, welches dem Frontal-Unterricht sehr nahekommt, richtet sich an den Lerntyp, der sich erst einmal über Möglichkeiten informiert und diese dann erst in einem zweiten Schritt selbst ausprobieren möchte. Wie bei allen anderen Formaten auch, ist die Themenauswahl entscheidend für die Teilnahme-Motivation der älteren Menschen. Gerade bei der Zielgruppe der älteren Menschen ist der Nutzen bzw. der Mehrwert, insbesondere auch für den Alltag, von großer Bedeutung.

Dieses Angebotsformat wird in der Seniorenarbeit häufig genutzt. Durch ein solches Schnupperangebot wird den älteren Menschen ermöglicht, Kontakt mit bis dato eher unbekannten Themen und Techniken aufnehmen zu können, ohne direkt ins kalte Wasser geworfen zu werden. Die Zielgruppe kann sich mit ein wenig Distanz Themen widmen, die bei Interesse in einem anderen Format weiter behandelt werden können. Dies kann insbesondere bei dem Thema Digitalisierung von Vorteil sein. Es gibt häufig Ältere, die Berührungsängste haben und sich digitale Techniken und Themen gar nicht zutrauen. Hier können Schnupperangebote ein aussichtsreiches Format sein.

Für die Gruppe, die lieber direkt etwas ausprobiert und das digitale Werkzeug „in die Hand nimmt“, bieten sich wahrscheinlich andere Bildungsformate an. Wie eingangs erwähnt: Jedes Bildungs- bzw. Lernformat bietet unterschiedliche Vor- und Nachteile, sodass nicht alle Personen gleichermaßen angesprochen werden können.

Analoge Kurse

Kurse richten sich in der Regel an eine Zielgruppe, die in ihrer Bildungsbiografie gute Erfahrungen mit dem klassischen Unterrichtsformat in der Schule gesammelt hat.

In Kursen wird die Lerngruppe durch eine bzw. mehrere Personen betreut und geleitet, wie beispielsweise bei Angeboten der Volkshochschulen.

Die Lerngruppe besteht i.d.R. aus mehreren Personen, die in einem gemeinsamen Tempo durch den – häufig aus mehreren Lerneinheiten bestehen - Kurs gelenkt und begleitet werden. Da es sich bei diesem Format um die Weitergabe von Wissen an eine Gruppe handelt, ist es notwendig, eine relativ homogene Gruppe zu finden und zu bilden.

Solche Kurse bestehen häufig aus einer Reihe von aufeinander aufbauenden Veranstaltungstagen. Dies bedeutet, dass eine individuelle Betreuung der Teilnehmenden erschwert ist. Daraus kann sich für teilnehmende Personen eine Herausforderung ergeben: Sofern es sich um ein aufeinander aufbauendes Konzept handelt, steigt der Druck für die Teilnehmenden, an allen Terminen anwesend zu sein bzw. sich den verpassten Inhalt selbstständig beizubringen, um dem weiteren Kursverlauf folgen zu können. Es macht Sinn, die Anzahl der Kurstermine überschaubar zu halten, um die Interessierten nicht zu überfordern.

Eine weitere Möglichkeit ist es, Kurse wiederholt stattfinden zu lassen. Im Vergleich zu aufeinander aufbauenden Kursterminen bietet dies für ältere Interessierte die Chance, an Kursen wiederholt teilzunehmen und sich entsprechend des eigenen Lerntempos neuen Inhalten bzw. Themen zu widmen.

Insgesamt lässt sich sagen, dass ein analoges Kursmodell vom Ablauf her individuell gestaltet werden kann. Das geschlossene Format kann um offene Komponenten erweitert werden, wie beispielsweise Zeitfenster, in denen sich die Teilnehmenden untereinander unterstützen und aushelfen. Darüber hinaus können vor bzw. nach dem eigentlichen Kurs Zeiträume für individuelle Fragen ermöglicht werden.

Für die Akteure der Seniorenarbeit bestehen die Herausforderungen darin, Teilnehmende mit ähnlichem Wissensstand zu finden, die gemeinsam an einem Kurs teilnehmen können. Die Wiederholung von einzelnen Kurseinheiten gestaltet sich oftmals schwierig, da die Teilnehmendenanzahl häufig eher überschaubar ist und entsprechende Wiederholungen einen großen Zeitaufwand darstellen.

Nichtsdestotrotz können strukturierte Kurse, bestehend aus mehreren Lerneinheiten, einen begleiteten Einstieg in einer sicheren Umgebung in die digitale Welt bedeuten. Die strukturierte Lernumgebung kann Sicherheit vermitteln. Weiter ermöglicht das Arbeiten in einer Gruppe soziale Kontakte über einen längeren Zeitraum, sodass diese ggf. auch über die Kursdauer hinaus bestehen bleiben können.

Stammtische

Ein informelleres Lernangebot in entspannter Atmosphäre ist der Stammtisch. Dieser kann als Einzelangebot oder als Ergänzung zu weiteren Angeboten, wie beispielsweise Kursen, dauerhaft angeboten werden. In einem Stammtisch treffen sich Interessierte mit unterschiedlichen Wissensständen, um gemeinsam in lockerer Atmosphäre individuelle Fragen und Themen zu besprechen. Der Stammtisch kann während eines anderen Kurses angeboten werden, um das Gelernte zu üben, oder im Nachgang als Begegnungsraum zum Thema Digitales angeboten werden.

Diese Ergänzung kann für ältere Menschen sehr wichtig sein, da so eine längerfristige Unterstützungsmöglichkeit unterbreitet wird. Ein Grund, warum ältere Menschen häufig keine digitalen Techniken bzw. das Internet nicht nutzen, ist, dass sie sich eine Begleitung wünschen, um auftretende Fragen und Herausforderungen zu bewältigen.

Bei diesem Angebotstyp steht die Gemeinschaft und die Langfristigkeit im Fokus. Wie schon erwähnt, stehen bei der Nutzung von Bildungsformaten auch soziale Kontakte und der Austausch im Mittelpunkt. Die informelle Lernatmosphäre kann insbesondere für diejenigen, die weniger gute Erfahrungen in der Schule gesammelt haben, interessant sein. Die Besonderheit der Atmosphäre ist es, dass ggf. eine oder mehrere begleitende Personen vor Ort sind, die Stammtischler*innen aber miteinander lernen und sich gegenseitig unterstützen.

Sprechstunden

Eine Sprechstunde stellt eine weitere Möglichkeit dar, digitale Kompetenzen zu vermitteln. Im klassischen Sinne entspricht das 1 zu 1 Format einer Sprechstunden-Situation, in dem sich mit den mitgebrachten Thematiken und Fragen der Ratsuchenden auseinandergesetzt wird. Analoge Sprechstunden können jedoch auch individuell ausgestaltet werden.

Häufig werden regelmäßige Sprechstunden-Termine angeboten, die für Interessierte offen sind. Teilweise können auch vorab einzelne Zeitfenster reserviert bzw. vereinbart werden. In diesen Sprechstunden sind eher leicht zu beantwortende Fragen möglich, aber auch komplexere Anfragen zu speziellen Anwendungen. Dies bedeutet, dass die unterstützende Person breit aufgestellt sein sollte bzw. sicher im Umgang mit unterschiedlichen digitalen Techniken. Nichtsdestotrotz ist es unmöglich, alle Fragen ad hoc beantworten zu können. Nicht jedem Anliegen kann in voller Gänze nachgekommen werde (Ggf. kann aber an weitere Ansprechpersonen bzw. Anlaufstellen verwiesen werden).

Eine weitere Möglichkeit ist es, für ein bestimmtes Zeitfenster Sprechstundentermine im Vorfeld zu vergeben und die Fragestellungen bzw. Themen zu sammeln. So kann sich die Person, die die Sprechstunden durchführt, vorab mit dem Thema beschäftigen. Anzumerken ist, dass so eine zusätzliche Vorbereitungszeit einzuplanen ist.

In einigen Fällen ist es nicht möglich, die Fragestellung vorab zu klären, denn hier wird eine Schwierigkeit außer Acht gelassen: Viele ältere Menschen, die über wenige digitale Kompetenzen verfügen, haben Schwierigkeiten damit, das technische oder digitale Thema genau zu benennen und die richtige Frage zu stellen. In diesem Kontext bieten sich Sprechstunden an, um gemeinsam herauszufinden, wo überhaupt das Problem liegt und welche Lösungsmöglichkeiten es gibt.