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Online Lern- und Bildungsformate

Neben analogen Lern- und Bildungsformaten gibt es bereits eine große Anzahl an Online-Angeboten. Diese gehen mit unterschiedlichen Chancen und Herausforderungen einher.

Vorab ist deutlich zu machen, dass diese Angebote sich i.d.R. nicht eignen, um einen ersten Einstieg in die digitale Welt für ältere Menschen zu ermöglichen. Sie können jedoch als Ergänzung zu analogen Angeboten genutzt werden, oder zu einem späteren Zeitpunkt, nachdem der erste begleitete Einstieg stattgefunden hat, genutzt werden.

Eine Herausforderung für ältere Menschen ist, dass mehr digitale Vorkenntnisse notwendig sind, um digitale Angebote nutzen zu können, als bei analogen Angeboten. Folglich bieten sich analoge Angebote für die Zielgruppe der älteren Menschen an, die über keine bis wenige Vorkenntnisse im Bereich der Digitalisierung verfügen. Darüber hinaus fällt es insbesondere bis dato weniger digital interessierten älteren Menschen leichter, Fragestellungen bzw. Problematiken in einem direkten Dialog zu erörtern bzw. gemeinsam zu erarbeiten, da oft gar nicht genau klar ist wo das Problem liegt bzw. wie die Frage formuliert werden muss.

Neben diesen Herausforderungen gehen aber auch Chancen mit den digitalen Angeboten einher. Der Vorteil von Online-Angeboten ist, dass sie sich flexibel an das individuelle Lerntempo des älteren Menschen anpassen lassen. Inhalte, wie beispielsweise kleine Videos, können wiederholt abgespielt, unterbrochen und vor- und zurückgespult werden. Flexibilität ist das passende Stichwort bei den meisten Online-Angeboten.

Digitale Angebote können von analogen Strukturen, beispielsweise von einem Sprechstunden-Angebot, ergänzt werden. Insbesondere dann, wenn Unterstützung nur punktuell bei konkreten Fragestellungen gefragt ist. Gleichsam können analoge und insbesondere auch digitale Selbstlernmaterialien als Ergänzung zu Präsensangeboten dienen.

Im Folgenden werden einige digitale Bildungsformate benannt.

Informelles Lernen im Netz

Eine Möglichkeit, sich im Internet weiterzubilden und Neues zu erlernen, ist die Nutzung von digitalen Angeboten, die informellen Lernsettings entsprechen. Getreu dem Motto „Lernen durch unmittelbares Ausprobieren“ (Englisch: Learning by doing). Hierzu gehören

  • Blogs,
  • Podcasts,
  • Wikis,
  • soziale Netzwerke und
  • beispielsweise Bürgerplattformen.

Durch die Anwendung von digitalen Angeboten wird der Umgang mit diesen und das Bewegen in der digitalen Welt verbessert und sicherer.

Die Nutzung digitaler Werkezuge, wie beispielsweise das Folgen von Blogs und Podcasts, stellt gleichzeitig informelles Lernen dar. Darüber hinaus bieten Wikis die Möglichkeit, gemeinsam zu bestimmten Themen zu arbeiten und das eigene Wissen mittels digitaler Technik einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Hier sind, wie eingangs erwähnt, Vorkenntnisse und digitale Kompetenzen notwendig. In diesen Bereich des informellen Lernens fallen ebenfalls die sozialen Netzwerke, wie beispielsweise Facebook oder nebenan.de. Hier können (ältere) Menschen sich zu bestimmten Themen informieren und lernen gleichzeitig den Umgang mit digitalen Techniken, wie beispielsweise der Anmeldevorgang, das Verfassen von Beiträgen oder auch das Hochladen von Fotos.

Insgesamt ist hier zwischen reinem Informationsgewinn mittels digitaler Techniken und der Interaktion bzw. Kommunikation durch ein solches Werkzeug zu unterscheiden.

Für Organisationen der Seniorenarbeit besteht hier die Möglichkeit, sich selbst in diesen informellen Lernsettings zu bewegen und die Motivation zur Nutzung der Plattformen für ältere Menschen zu fördern. Dies ist möglich, indem Inhalte beigesteuert werden, die insbesondere für ältere Menschen informativ und nützlich sind. Gleichsam ist klar, dass das Bespielen dieser Techniken nicht geeignet ist, um älteren Menschen einen ersten Zugang in die digitale Welt zu ermöglichen. Es stellt jedoch eine Möglichkeit dar, die digitale Welt inhaltlich auch für eine ältere Zielgruppe interessant und spannend auszugestalten und kann die Motivation erhöhen, sich in der digitalen Welt bewegen zu wollen.

E-Learning Plattformen / Datenbanken

Online-Plattformen wie beispielsweise Moodle werden häufig als Ergänzung zu analogen Formaten genutzt (vgl. Blended Learning). Hier wird den Nutzer*innen ermöglicht, sich zu bestimmten Themen und Fragestellungen auszutauschen und gleichzeitig auf die Schwarmintelligenz Vieler zurückzugreifen.

Sie bieten eine Plattform für Kommunikation, die in der Regel asynchron stattfindet. Dies bedeutet, dass zwischen Frage und Antwort bzw. Kommentar in der Regel einige Zeit vergeht. Der Vorteil liegt darin, dass die fragende und die antwortende Person Zeit haben, ihr Anliegen zu formulieren und nicht direkt antworten müssen.

Zudem werden die Fragen auf solchen Plattformen an eine Gruppe von Menschen gerichtet, sodass auf das Schwarmwissen zugegriffen werden kann. Dies ermöglicht es auch „mitlesenden Personen“, von Fragen und Antworten anderer zu lernen, oder selbst aktiv einen Beitrag erbringen zu müssen. Ein eher passives Lernen in Form einer/eines Zuhörer*in ist möglich.

Solche digitalen Plattformen und Datenbanken bieten für die Nutzer*innen die Chance, auch Gesprächspartner*innen für Randthemen zu finden. Es gibt keine regionalen Grenzen mehr. Wenn eine Person an seltenen Schmetterlingsarten interessiert ist, können im Internet entsprechende Plattformen gefunden werden.

Videos / Online-Tutorials

Heutzutage werden im digitalen Raum nicht nur Texte als Informationsträger und Kommunikationsmittel genutzt, sondern auch Bild- und Tonangebote. Eine Möglichkeit ist hierbei beispielsweise die Nutzung von Erklärvideos bzw. Tutorials, die auch Lehrfilme genannt werden.

Diese Angebotsform kann für Ältere von Vorteil sein: Ein Teil der Zielgruppe der älteren Menschen kann sich Inhalte besser merken, wenn diese mit Hilfe von Bild und Ton dargestellt und unterstützt werden. Die Videos können entsprechend der persönlichen Motivation und Zeitfenster genutzt und abgespielt werden. Ebenso kann ein eigenes Lerntempo verfolgt werden.

Dieses Format ist jedoch nicht für jede*n das richtige. Andere lernen nur schlecht, wenn eine einseitige Informationsweitergabe ohne Interaktion stattfindet. Als Alternative können Videos als Ergänzung und Hilfestellung genutzt werden, um bestimmte Anwendungen bzw. Erlerntes noch einmal zu wiederholen. Die empfangende Person kann das Erlernte parallel oder direkt im Nachgang selbst anwenden.

Spielerisch Lernen (Gamification)

Lernen fällt Menschen immer dann besonders leicht, wenn Spaß und Freude vermittelt wird. In diesem Kontext spielt im Online-Bereich der Begriff Gamification (eingedeutscht: Spielifizierung) eine wichtige Rolle. Menschen erlernen spielerisch Neues, ohne dass das Lernen im Vordergrund steht. Ein Beispiel stellt die App Actionbound dar. Bei dieser Anwendung handelt es sich um eine interaktive Smartphone-Rallye, ähnlich einer Schnitzeljagd.

Niedrigschwellige Spiele können genutzt werden, um eine erste Auseinandersetzung mit digitalen Werkzeugen zu fördern. Die ältere Person erlernt den Umgang mit einer digitalen Technik, ohne bewusst zu lernen. Der Spaß steht im Vordergrund.

Die spielerische Auseinandersetzung kann für Organisationen der Seniorenarbeit eine gute Möglichkeit sein, einen ersten digitalen Kontakt zu ermöglichen. Das spielerische Lernen ist häufig auch in intergenerativen Angebotsformaten gefragt. Nicht nur in jüngeren Generationen ist Spiel und Spaß ein großer Motivator, sich digitalen Werkzeugen zu bedienen. Auch ältere Menschen merken sich Dinge besser, wenn damit positive Erlebnisse und Erinnerungen verknüpft sind und Spaß und Freude vermittelt wurde.

Webinare / Online-Kurse / Online-Sprechstunden

Eine weitere Möglichkeit digitale Lerninhalte zu vermitteln, sind Webinare, Online-Kurse und -Sprechstunden. Die Kommunikation über digitale Kanäle im Internet hat in der letzten Zeit deutlich zugenommen und die E-Mail zählt heute fast zu einer überholten Technik.

Hier kann reine Information stattfinden oder auch ein richtiger Kommunikationskanal – bestehend aus Interaktion – genutzt werden.

Mittlerweile werden Inhalte nicht mehr nur noch über Text, sondern auch über Sprache, Bild und Ton vermittelt. Es gibt digitale Werkzeuge, die das Beisammensein von Zuhause aus ermöglichen.

Um solche Angebote nutzen zu können, sind in der Regel erweiterte digitale Kompetenzen sowie eine bestimmte Technikausstattung notwendig. Die Teilnehmenden müssen wissen, wie sie bis in das Webinar gelangen. Eine zwingende Voraussetzung ist hier ein Laptop, Computer oder Smartphone auf einem aktuellen Technikstand. Sofern diese Rahmenbedingungen erfüllt sind, können viele der analogen Lernformate im digitalen Raum abgebildet werden.

In einem Webinar (ein Seminarformat mittels internetzgestützter Technik) kann eine begleitende bzw. lehrende Person mittels Bild und Ton gesehen werden und Inhalte vermitteln. Ähnlich kann es sich mit einem Online-Kurs verhalten. Hier können digitale Formate wie Webinare und online Plattformen genutzt werden, um ein Angebot über einen längeren Zeitraum anzubieten. Die Webinare können beispielsweise als Aufzeichnung zur Verfügung gestellt werden, sodass die teilnehmende Person sich entsprechend des eigenen Lerntempos und zeitlich flexibel wiederholt die Lerninhalte anschauen kann.

Der Bedarf an digitalen Vorkenntnissen trifft nicht nur auf die älteren Teilnehmenden zu, sondern auch die Person, die das Angebot unterbreitet und beispielsweise ein Webinar leitet. Gleichsam ist eine bestimmte Technik notwendig, die Webinare, Online-Kurse oder Online-Sprechstunden überhaupt ermöglicht. Hier gibt es große Unterschiede bzgl. Handhabbarkeit und auch bzgl. der Kosten.

Diese digitalen Angebotsformate ermöglichen Flexibilität, Zeitersparnis und eine vielseitige Einsetzbarkeit, stellen aber sicherlich keinen ersten und niedrigschwelligen Einstieg in digitale Themen dar.